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Aufruf zur Rehabilitierung
von Dr. Hans Holbein
Anlässlich
des 100. Jahrestages der Gründung der Holbein-Stiftung fordern
mehr als hundert Persönlichkeiten und Organisationen aus Wissenschaft,
Politik und Gesellschaft die Rehabilitierung des thüringischen
Juristen Dr. Hans Holbein (1864-1929), die Wiederherstellung seines
Grabsteines auf dem Weimarer Friedhof und die Einrichtung eines
Forschungszentrums zur Homosexualität an der Universität
Jena. Die Initiative steht unter der Schirmherrschaft von Christine
Lieberknecht, Ministerpräsidentin des Freistaates Thüringen
a. D. (Foto).
Der
Aufruf im Wortlaut
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Prominente Unterstützung
für Holbein-Institut
Prominente Pesönlichkeiten
aus Politik und Wissenschaft unterstützen die Idee einer Institutionalisierung
von Forschung und Lehre zu Geschichte und Gegenwart der Homosexualitäten
an der Universität Jena. Der
Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand,
Prof. Dr. Johannes Tuchel (Foto), erklärte, die Einrichtung
eines Forschungszentrums wäre "ein deutliches Zeichen
gegen Homophobie und Intoleranz". Der thüringische Minister-präsident
Bodo Ramelow sprach sich dafür aus, "Forschung und
Lehre endlich auf ein stabiles Fundament zu stellen". Auch
Oppositionsführer Mike Mohring plädiert für die
"Neugründung der Holbein-Stiftung und die Intensivierung
der Forschung zu Geschichte und Gegenwart der Homosexualitäten".
Der Präsident der Universität hat die Idee eines Forschungsinstitutes
in einer ersten Reaktion begrüßt.
Die
Stellungnahmen im Wortlaut
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Forschung zu Homosexualitäten
als Chance
Die Wiederbelebung
der Holbein-Stiftung in Form eines interdisziplinären Hans-Holbein-Instituts
wäre für die FSU Jena eine Chance. In der Geschichte der
Homosexualitäten kristallisieren sich all die Visionen und
Enttäuschungen, die mit dem Projekt der Aufklärung verknüpft
waren und sind. Ein Hans-Holbein-Institut könnte die
dialektischen Prozesse von Repression und Emanzipation herausarbeiten,
die ihre Geschichte prägten und so zu der grundlegenden Frage
nach der "Dialektik der Aufklärung" vorstoßen.
Das Vermächtnis Holbeins ist keine historische Last. Es ist
eine Zukunfts- und Innovationschance, mit der sich die FSU an die
Spitze der Forschung über Homosexualität setzen kann.
Informationen
zur geplanten Neugründung der Holbein-Stiftung
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Gedenkfeier zu Holbeins
90. Todestag
Zum 90. Todestag
Holbeins am 14. September 2019 richtete die Initiative Holbein-Stiftung
in Kooperation mit dem Haus der Weimarer Republik und dem Verein
QueerWeg eine Gedenkfeier aus. Festredner war Thüringens
Justizminister Dieter Lauinger (Foto), der Holbein als wichtigen
Vorkämpfer für die Freiheit Homosexueller würdigte
und seine Unterstützung für die Gründung eines Hans-Holbein-Institutes
an der FSU Jena signalisierte. Er persönlich, so Lauinger,
würde eine solche Institutsgründung "ausdrücklich
begrüßen". Für das Anliegen einer Institutionalisierung
von Lehre und Forschung zur Homosexualität ist das ein wichtiges
Signal.
Weitere
Informationen zur Gedenkfeier
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100 Jahre Holbein-Stiftung
Am 24. August
1919 wurde die Holbein-Stiftung gegründet. Holbeins Ziel war
es, an der Universität Jena einen akademischen "Lehrstuhl
für Geschlechtswissenschaft" unter besonderer Berücksichtigung
der "Bi- und Homosexualität" einzurichten. Verwirklicht
werden sollte dies nach Holbeins Tod. Doch als der Stifter 1929
starb und der Universiät zusätzliche 100.000 Reichsmark
vererbte, verweigerte diese die Umsetzung des Vermächtnisses
und schlug das Erbe aus. Zur Begründung hieß es, dass
die Universität ansonsten "zu einem Sammelpunkt unerwünschter
Elemente würde.
Weitere
Informationen zur Geschichte der Holbein-Stiftung
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Die Zerstörung
von Holbeins Grabstein
In seinem Testament
hatte Holbein genaue Bestimmungen über seine Bestattung, seinen
Grabstein und die darauf anzubringende Inschrift getroffen. Diese
sollte lauten: Hier ruht in Gott Dr. Hans Holbein, Anwalt
des Rechts, Kämpfer für Freiheit des 3. Geschlechts.
Trotz anfänglicher Bedenken des Weimarer Stadtbauamtes wurde
Holbeins Grabstein 1930 in dieser Form realisiert. Nach der NS-Machtübernahme
wurde er jedoch zum Stein des Anstoßes. Die Grabinschrift
wurde schließlich ausgemeißelt.
Weitere
Informationen zur Zerstörung des Grabsteins
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Holbeins Kampf gegen
den § 175
Holbeins Kampf
galt dem Paragrafen 175 des Strafgesetzbuches, der die Homosexualität
unter Männern mit Gefängnis bedrohte. Mit seiner Stiftung
wollte er die Aufklärung über Bi- und Homosexualität
fördern und so dazu beitragen, die Kriminalisierung und Stigmatisierung
Homosexueller zu überwinden. Als Rechtsanwalt vertrat er zahlreiche
schwule Männer, die nach § 175 angeklagt worden waren.
Als einer der Obmänner des "Wissenschaftlich-humanitären
Komitee", engagierte er sich darüber hinaus in der weltweit
ersten Lobbyorganisation Homosexueller für die Abschaffung
des Paragrafen.
Weitere
Informationen zu Holbeins Kampf gegen den § 175
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